Hanna Banholzer (*1993) studierte Kulturpädagogik, Kunsttheorien und Curatorial Studies in
Mönchengladbach, Linz und Zürich. In München absolvierte sie 2019 zunächst am Ausstellungsraum
PLATFORM ein Jahresvolentariat, aus welchem ihr Projekt „Hotspots of Art“ entstand zur
Sichtbarmachung von nicht-institutionellen Kunsträumen und Offspaces in München. Anschließend
arbeitete sie selbstständig u.a. für das Maximiliansforum oder den Kunstclub13 e.V.. Seit Anfang
2022 ist sie am Kunstmuseum Basel als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Bildung und
Vermittlung tätig, wo sie das edukative Programm konzeptionell mitgestaltet und organisiert.
Katrin Bittl (*1994) lebt und arbeitet in Dachau und studierte bis 2023 in der Klasse von Prof. Pitz an
der Akademie der Bildenden Künste in München. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit
gesellschaftlichen Idealbildern und Normvorstellungen. Sie untersucht ihren eigenen Körper, als
Frau mit Behinderung mittels Video, Performance und Animation. Es entstehen intime Räume durch
private Gegenstände und M.belstücke, die in Installationen einbezogen werden und ihre
biographische Arbeit unterstreichen. Soziale Strukturen werden hinterfragt, wenn sie ihren eigenen
Körper in der Pflanzenwelt verortet und Fragen über den Fürsorgebegriff, „Care Arbeit“ und die
Familie aufwirft. In Zeichnung und Malerei erforscht sie Körpernormierungen, die manipuliert und
dekonstruiert werden, indem sie sie skaliert, übermalt oder in neue Kontexte stellt. Außerdem ist sie
als freie Autorin tätig und schreibt zu den Themen Intersektionalität von Frauen mit Behinderung,
Kunst und Inklusion.
Nele Ka (*2368 in SAO-21846 Cassiopeiae) ist Teil einer unbekannten Spezies – der Transplanetarier.
Transplanetarier bereisen Sonnensysteme, um die Ursache vergänglicher Existenz zu erforschen. Sie
bevorzugen liebevolle nonlineare Beziehungen zwischen ihresgleichen und andersartigen Spezies.
Seit ein paar Jahren ist Nele Ka auf dem blauen Planeten stationiert. Der Forschungsauftrag:
innerhalb globaler Disparitäten eine Variable der Universalität aufzuspüren. Zusammenhänge
zwischen Mortalität, Zeit und Vergänglichkeit unter Verwendung verschiedener Methoden und
Materialien zu überprüfen. Die gegenwärtige gesellschaftliche Transformation ist dabei ein
wesentlicher Teil ihrer Forschungen.
Lilian Robl (*1990) studierte Freie Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München und an
der Ecole de recherche graphique Brüssel und schloss 2019 ihr Studium als Meisterschülerin von
Prof. Alexandra Bircken ab. Außerdem hat sie einen Bachelor in Kunstgeschichte und
Literaturwissenschaften. Sie hielt interdisziplinäre Vorträge u.a. an der Klassikstiftung Weimar, der
Leuphana Universität Lüneburg und dem Richard-Strauss-Institut. Seit 2022 bildet sie mit Leontine
Köhn das Künstler-Kuratoren-Kollektiv Crying Curators. Sie war 2017 Stipendiatin am Hanse-
Wissenschaftskolleg Delmenhorst. Im vergangenen Jahr wurde sie mit dem Bundesstipendium an
der Cité Internationale des Arts Paris ausgezeichnet. Lilian Robl lebt und arbeitet in München und
Paris.
A Room for One's Own
Von feministischer Raumaneignung und schöpferischen Freiräumen.
22. April bis 17. Mai 2023
Vor fast 100 Jahren veröffentlichte Virginia Woolf ihr feministisches Manifest A Room for One's
Own, mit welchem sie sich 1929 für mehr Schreibateliers für Frauen einsetze. Diese Forderung war
verbunden mit der Überzeugung, dass Frauen Freiräume für die eigenen schöpferischen und
geistigen Tätigkeiten zustünden. Woolf deutete so den Innenraum, welcher in patriarchalen
Systemen als klassisch weiblicher Ort der Häuslichkeit gelesen wird, produktiv um. Vielmehr
interpretierte sie ihn in seiner Funktion als Arbeitsplatz, Rückzugsort und Schutzraum als Ressource,
welcher Bedingung für emanzipatorische und kreative Schaffensprozesse ist.
Die Ausstellung A Room for One's Own, kuratiert von Hanna Banholzer, nimmt diese Idee als
Ausgangspunkt und präsentiert Arbeiten von Künstler:innen, die auf unterschiedliche Weise
räumliche Machtstrukturen hinterfragen. Wie viel Raum nehmen welche Figuren in den
Geschichten ein, die wir erzählen und welche Rollen werden ihnen dabei zugewiesen? Wie
behaupten sich Autor:innen in einer männlich dominierten Literaturlandschaft? An welchen Stellen
und auf welche Weise werden Frauen* im öffentlichen Raum präsent? Welche Zuschreibungen und
Erwartungen richtet die Gesellschaft noch immer an sie in Bezug auf das Auftreten, Verhalten und
den weiblich gelesenen Körper?
Katrin Bittl
Cranes, 2022
Videoperformance, 3:21
Zwei Kräne. Zwei nackte Frauen. Ein Steg. In der Videoarbeit Cranes zeigt sich die Künstlerin Katrin
Bittl in Zusammenarbeit mit Saioa Alvarez Ruiz von ihrer besten Seite: rauchend, nackt, in Mitten
einer Industrie-Kulisse. Auf einem Steg steht ein sonst nur im Privatraum genutztes Hilfsmittel: der
Hebelift, eine Art Kran. Bittl sitzt darin, wie in einer Hängematte, von Natur wie von schweren
Maschinen umgeben. Ihr Blick ist auf das Wasser gerichtet, wo Sonne, Wind und Wolken die
Szenerie unkontrollierbar umspielen.
Entstanden in Zusammenarbeit mit dem HAU Hebbel am Ufer im Rahmen der #TakeHeart Residenz,
gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für
Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR und der Schleiakademie. Mit Unterstützung
von Ann-Reb Thomas, Isabelle Willberger and Julia Dengler.
Nele Ka
HELLO P.R. MY OLD FRIEND, 2023
Perry Rhodan Magazine, Zeichnungen, Folien, Kabelbinder, Metallgitter, diverse Fundstücke
Bis heute zählt die Geschichte um den Titelhelden Perry Rhodan, welche ab Anfang der 1960er als
Magazine veröffentlicht wurden zu den umfangreichsten Science-Fiction Sagas weltweit. Weibliche
Protagonistinnen traten lange Zeit unterrepräsentiert in Szene oder dienten als Fanfigur.
Mit einem forschenden Blick untersucht Nele Ka in HELLO P.R. MY OLD FRIEND jene Art und Weise,
wie oder wer Geschichten erzählt und verweist auf wiederkehrende Formen des Story-Tellings,
welche sich häufig als Ansammlungen imperialer archetypischer Protagonisten erweisen. Die Bündel
aus Perry Rhodan Magazinen ergänzt Nele Ka dabei der Perpetuierung entgegen, um andere und
neue Narrative. Zwischen den Seiten finden sich schnelle Zeichnungen fremder Wesen. Folien mit
Textauszügen aus Fan-Foren erweitern die Erzählung um neue Schichten aus Kommentaren zu den
Geschlechterverhältnissen. Einblick in die Bündel liefern digitale Scans. Erfüllen sich die Utopien und
Dystopien der 60er heute bereits?
Lilian Robl (München)
Is writing female?, 2021
Videoinstallation, 11 min 16 sec
In der Videoinstallation Is writing female? beschäftigt sich Lilian Robl unter anderem mit der Frage,
inwiefern der Literaturbetrieb für nicht-männlich gelesene Personen anders funktioniert und ob
es so etwas wie weibliches* Schreiben überhaupt gibt. Dabei nimmt sie die Verortung und
Rezeption von Autor:innen in einem männlich geprägtem Literaturkanon in den Blick.
Während die Kamera einem Mädchen durch ihr Kinderzimmer folgt, wird ihr Tun durch eine auditive
Collage verschiedener Text-Fragmente begleitet. Virginia Woolfs A Room for One's Own bildet dabei
den Initial-Text mit dem das Voice-Over beginnt. Auf ihn folgen weitere Stimmen von Autor:innen
bis in die Gegenwart, die schließlich Fragen nach queerem Schreiben verhandeln.